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Dobromir SOSNIERZ in the European Parliament in Strasbourg

Impfskepsis: Gesundheitsrisiken durch sinkende Impfquoten in der EU

  • Besorgnis über Auswirkungen der Impfskepsis auf die öffentliche Gesundheit
  • Forderung nach mehr Transparenz bei der Herstellung von Impfstoffen
  • Gemeinsame Beschaffung von Impfstoffen durch die Mitgliedstaaten würde Kosten senken

 

Das schwindende Vertrauen der Öffentlichkeit gegenüber Impfungen stellt eine große Herausforderung dar und wirkt sich schon jetzt auf die öffentliche Gesundheit aus, so die Abgeordneten.

 

Das Parlament nimmt mit Besorgnis zur Kenntnis, dass aus den epidemiologischen Daten zum aktuellen Impfstand in den Mitgliedstaaten hervorgeht, dass bei der Akzeptanz von Impfstoffen große Lücken bestehen und die Durchimpfungsraten, die für einen angemessenen Schutz  vor durch Impfung vermeidbaren Krankheiten erforderlich sind, unzureichend sind, heißt es in einer am Donnerstag verabschiedeten Entschließung.

 

Die zunehmende und weit verbreitete Impfskepsis hat bereits Folgen, wie zum Beispiel vermeidbare Masernausbrüche in mehreren europäischen Ländern, so der Text.

 

Die Abgeordneten weisen darauf hin, dass Impfstoffe im Zuge mehrerer Testphasen eine strenge Prüfung durchlaufen und regelmäßig erneut überprüft werden. Sie begrüßen die bevorstehende Einleitung einer im Rahmen des Gesundheitsprogramms der EU kofinanzierten gemeinsamen Maßnahme, die darauf abzielt, die Durchimpfungsrate zu erhöhen. Zudem fordern sie die Kommission auf, ihre Unterstützung für einzelstaatliche Bemühungen um eine höhere Durchimpfungsrate weiter zu verstärken.

 

Die Abgeordneten schlagen vor, die EU-Rechtsgrundlage für eine Durchimpfungsrate zu stärken und fordern die Kommission auf, unionsweit einen besser harmonisierten und besser abgestimmten Impfplan zu fördern.

 

Das Vertrauen durch mehr Transparenz wiederherstellen

 

Die Abgeordneten betonen, dass durch mehr Transparenz bei der Herstellung und Bewertung von Impfstoffen und ihren Zusatzstoffen und durch die Finanzierung unabhängiger Forschungsprogramme zu den möglichen Nebenwirkungen zur Wiederherstellung des Vertrauens in Impfstoffe beigetragen werden könnte;

 

Sie weisen darauf hin, dass Wissenschaftler Interessenkonflikte offenlegen müssen. Wenn sie sich in einem Interessenkonflikt befinden, sollten sie von Bewertungsgremien ausgeschlossen werden. Zudem fordern sie, dass die Aussprachen des Bewertungsgremiums der Europäischen Arzneimittel-Agentur(EMA) nicht länger vertraulich sind und schlagen vor, dass die wissenschaftlichen und klinischen Daten veröffentlicht werden.

 

Das Parlament spricht sich für einen tatsachengestützten und wissenschaftsbasierten Dialog mit Akteuren der Zivilgesellschaft aus, um gegen unzuverlässige, irreführende und unwissenschaftliche Informationen über Impfungen vorzugehen.

 

Gemeinsame Beschaffung von Impfstoffen

 

Die Abgeordneten heben hervor, dass es ungerechtfertigt ist, dass die Kosten eines Impfkomplettpakets für ein Kind zwischen 2001 und 2014 um den Faktor 68 gestiegen sind. Sie unterstützen ausdrücklich eine bestehende Vereinbarung, die den Mitgliedstaaten und der Kommission einen Rahmen bietet, um gemeinsam Impfstoffe zu beschaffen, so dass die Kaufkraft der Mitgliedstaaten gebündelt wird.

 

Die nichtbindende Entschließung wurde per Handzeichen angenommen.

 

Hintergrundinformationen

 

Durch Impfungen werden jährlich schätzungsweise 2,5 Millionen Todesfälle weltweit verhindert und die Kosten für krankheitsspezifische Behandlungen, u. a. für Behandlungen mit Antimikrobiotika, gesenkt. Im Zeitraum 2008–2015 gab es in Europa 215 000 Fälle von Krankheiten, mit Ausnahme von Grippe, die durch eine Impfung verhindert werden können.

 

Masern sind eine schwere Krankheit und seit Anfang 2016 wurden in der EU 57 Todesfälle gemeldet. Nach Angaben des Europäischen Zentrums für Seuchenbekämpfung (ECDC) wurden die meisten Fälle zwischen dem 1. Februar 2017 und dem 31. Januar 2018 von Rumänien (5.224), Italien (4.978), Griechenland (1.398) und Deutschland (906) gemeldet, was 35%, 34%, 9% bzw. 6% aller von den EU/EWR-Ländern gemeldeten Fälle entspricht. Seit dem 1. Januar 2018 wurden sieben Todesfälle in vier Ländern gemeldet – Rumänien (3), Italien (2), Griechenland (1) und Frankreich (1).

 

Die Abgeordneten würdigen die Rolle, die Impfstoffe dabei spielen könnten, den Bedarf an Antibiotika zu senken und auf diese Weise dazu beizutragen, die Verbreitung antimikrobieller Resistenzen einzuschränken. Die Kommission hat in ihrem Aktionsplan zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen ankündigt, sie werde „Anreize für eine bessere Annahme von Diagnosemitteln, antimikrobiellen Alternativen und Impfungen bereitstellen.“

 

Die Europäische Kommission wird im zweiten Quartal 2018 eine Initiative für eine verstärkte Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von durch Impfung vermeidbaren Krankheiten vorlegen.

über red

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