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Sakharov Prize for freedom of thought 2016: Nadia MURAD BASEE
Nadia Murad Basee Taha. (AP Photo/Darko Vojinovic) PHOTO © European Union

EU-Parlament zeichnet Nadia Murad und Lamiya Aji Bashar mit dem Sacharow-Preis 2016 aus

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz und die Fraktionsvorsitzenden haben am 27. Oktober entschieden, dass in diesem Jahr die jesidischen Menschenrechtsaktivistinnen Nadia Murad Basee Taha und Lamiya Aji Bashar mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit ausgezeichnet werden. Die Preisverleihungszeremonie findet am 14. Dezember in Straßburg statt.

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz verkündete die Entscheidung der Konferenz der Präsidenten, Nadia Murad und Lamiya Aji Bashar mit dem Sacharow-Preis 2016 auszuzeichnen, vor den EU-Abgeordneten im Plenum. Durch die Ehrung der beiden Menschenrechtsaktivistinnen, sagte Schulz, “zeigen wir, dass deren Kampf nicht vergeblich war und dass wir bereit sind, uns aktiv zu engagieren, um diese mutigen Frauen zu unterstützen bei dem Kampf gegen die Not und vor allen Dingen gegen die Brutalität und den Terror des Islamischen Staates, denen immer noch so viele Menschen ausgesetzt sind.“ „Nadia Murad und Lamiya Aji Bashar konnten fliehen. Sie konnten nach Europa entkommen und haben in unserer Mitte Schutz gefunden“, fügte er hinzu.

Nadia MURAD und Lamiya AJI BASHAR
Nadia Murad Basee Taha und Lamiya Aji Bashar wurden vom „Islamischen Staat“ (IS) als Sexsklavinnen missbraucht, doch konnten sie das Martyrium überleben und sind heute das Sprachrohr der Frauen, die Opfer des systematischen Einsatzes von sexueller Gewalt durch den IS geworden sind. Sie setzen sich für die Rechte der Gemeinschaft der Jesiden im Irak ein, einer religiösen Minderheit, die ins Visier der militanten Kämpfer des IS geraten sind, welche danach trachten, alle Jesiden zu töten und somit Völkermord an ihnen zu begehen.

Am 3. August 2014 hat der IS alle männlichen Bewohner des Dorfes Kotscho, dem Heimatort von Lamiya Aji Bashar und Nadia Murad, im irakischen Bezirk Sindschar massakriert. Anschließend wurden die Frauen und Kinder des Ortes versklavt. Sämtliche jungen Frauen, darunter auch Aji Bashar, Murad und deren Schwestern, wurden verschleppt, wiederholt verkauft und als Sexsklavinnen ausgebeutet und missbraucht.

Im November 2014 gelang Nadia Murad mit der Hilfe einer Nachbarfamilie die Flucht, die sie aus dem vom IS kontrollierten Gebiet herausschmuggeln konnte. Sie gelangte anschließend in ein Flüchtlingslager im Norden des Irak und von dort weiter nach Deutschland. Ein Jahr später sprach Nadia Murad im Dezember 2015 auf der ersten Sitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen zum Thema des Menschenhandels und hielt eine bewegende Rede über ihre Leidenszeit. Im September 2016 wurde sie zur ersten Sonderbotschafterin des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNDOC) für die Würde der Überlebenden des Menschenhandels ernannt und beteiligt sich seitdem an globalen und lokalen Initiativen, mit denen das Bewusstsein für das Schicksal der zahllosen Opfer des Menschenhandels geschärft werden soll.

Lamiya Aji Bashar unternahm mehrere Fluchtversuche, bevor sie schließlich im April mit der Hilfe ihrer Familie, die lokale Schmuggler bestochen hatte, ihren Peinigern entkommen konnte. Auf ihrer Flucht aus dem Kurdengebiet in Richtung des von den irakischen Regierungstruppen kontrollierten Gebiets wurde sie von IS-Kämpfern verfolgt. Dabei wurden zwei Personen, die mit ihr flüchteten von einer Tretmine zerrissen, und sie wurde dabei verletzt und ist danach nahezu völlig erblindet. Dennoch konnte sie ihre Verfolger abschütteln und wurde schließlich zur medizinischen Behandlung nach Deutschland gebracht, wo sie ihre überlebenden Geschwister wieder in die Arme schließen konnte. Seit ihrer Genesung engagiert sich Lamiya Aji Bashar in Aufklärungskampagnen, um auf das Schicksal der Gemeinschaft der Jesiden hinzuweisen, und unterstützt Frauen und Kinder, die Opfer der Versklavung und der Gräueltaten des IS geworden sind.

Nadia Murad Basee Taha und Lamiya Aji Bashar waren von der S&D- und der ALDE-Fraktion nominiert worden.

Die Finalisten
Nadia Murad Basee Taha und Lamiya Aji Bashar waren gemeinsam nominiert worden und unter den drei Finalisten für den Sacharow-Preis 2016. Mehr Informationen zu den beiden anderen Finalisten Can Dündar und Mustafa Dschemilew finden Sie hier.

Mehr zum Sacharow-Preis
Das Europäische Parlament vergibt seit 1988 den Sacharow-Preis. Mit dem Preis werden jedes Jahr Menschen oder Organisationen ausgezeichnet, die sich für Menschenrechte und Grundfreiheiten einsetzen. Der Menschenrechtspreis ist mit einem Preisgeld von 50 000 Euro dotiert. Der Preisträger des vergangenen Jahres ist Raif Badawi.

Kandidaten für den Sacharow-Preis können von Fraktionen oder einer Gruppe von mindestens 40 EU-Abgeordneten vorgeschlagen werden. Der Außenausschuss, unter dem Vorsitz des Ausschussvorsitzenden Elmar Brok (EVP) aus Deutschland, und der Entwicklungsausschuss, unter dem Vorsitz der Ausschussvorsitzenden Linda McAvan (S&D) aus dem Vereinigten Königreich, wählen danach drei Finalisten aus. Die Entscheidung über den oder die Preisträger/in liegt schließlich bei der Konferenz der Präsidenten des Europäischen Parlaments, die sich aus dem Parlamentspräsidenten und den Fraktionsvorsitzenden zusammensetzt.

über helmut

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