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Benchmarks: Vertrauen in die Finanzmärkte wiederherstellen

Eine Benchmark ist ein Vergleichsindex oder ein Indikator zur Bepreisung von Finanzinstrumenten beziehungsweise zur Messung der Performance von Investmentfonds. Wie Finanzskandale wie die Libor- und Euribor-Affären jedoch gezeigt haben, können diese Benchmarks leicht manipuliert werden. Der Wirtschafts- und Währungsausschuss stimmt am Donnerstag (7.4.) über neue Regeln ab, die die Transparenz der in der EU verwendeten Indizes sicherstellen sollen.

Was sind Benchmarks?

Libor und Euribor sind Zinsindizes (Benchmarks) auf dem Gebiet von Geldmarktkrediten. Während sich Interbankenkredite auf dem Londoner Geldmarkt am Libor (London Interbank Offered Rate) orientieren, bezieht sich der Euribor (Euro Interbank Offered Rate) auf die Eurozone. Benchmarks wie Libor und Euribor sowie der Gold- und der Ölpreis oder Wechselkurse (Euro zu US-Dollar oder Britisches Pfund zu US-Dollar) werden in Finanz- und Handelsverträgen oft als Referenz genutzt. So kann zum Beispiel ein Hypothekenzins auf Basis der Euribor-Rate inklusive einem bestimmten Aufschlag (Prämie) festgelegt werden.

Zugleich ist der Wert von Finanzderivaten sehr eng an Benchmarks gebunden. Unter Derivaten sind Finanzinstrumente zu verstehen, mit denen man auf die Entwicklung von Preisen, Kursen oder Indizes wetten kann. Die Benchmarks sind hierbei ausschlaggebend, ob Investoren, vor allem Banken, dabei Geld verdienen oder verlieren.

Benchmarks müssen verlässlich und neutral sein. Um das Marktvertrauen zu erhalten, ist es aus diesem Grund wichtig, sie so gut wie möglich vor Manipulation zu schützen. Oft beeinflussen jedoch wenige Marktteilnehmer die Benchmarks.

Konsequenzen des Skandals zum Libor und Euribor

Im Dezember 2013 untersuchten bereits Behörden in Europa und den USA die Manipulation von Libor und Euribor. Die Europäische Kommission verhängte damals insgesamt Geldbußen im Wert von 1,7 Milliarden Euro an acht Banken. Die Finanzinstitute hatten sich abgesprochen, um Libor und Euribor zu beeinflussen. 2014 wurden weitere Banken für ähnliche Vergehen bestraft.

Die Banken manipulierten die Referenzsätze, um bei ihren Investments, die an diese Benchmarks gebunden waren, ihre Gewinne zu steigern oder ihre Verluste zu verringern. Den Preis dieser Manipulation zahlten Unternehmen und Pensionsfonds.Gleichzeitig konnten die Banken dadurch gesünder erscheinen, als sie in Wirklichkeit waren. Kostspielige Banken-Rekapitalisierungen wurden abgewendet beziehungsweise ein regulatorisches Eingreifen vermieden.

Neue Regeln

Die niederländische Berichterstatterin Cora van Nieuwenhuizen (ALDE) sagt über die neuen Regeln, dass sie ein wichtiger Schritt seien, um sicherzustellen, dass Benchmarks in Zukunft robust und akkurat sind.

Die neue Verordnung sieht die Einführung von drei Kategorien von Benchmarks mit strengen Bestimmungen für systemrelevante wichtige Benchmarks (Libor & Euribor) vor. Benchmark-Administratoren müssten von einer zuständigen Behörde autorisiert oder registriert werden, selbst wenn es sich um „nicht-signifikante“ Benchmarks handelt. Die zur Ermittlung der Benchmarks herangezogenen Daten müssten zudem klaren Qualitätsstandards entsprechen. Administratoren kritischer Benchmarks müssten des Weiteren organisatorische Regelungen für die Vermeidung von Interessenkonflikten festlegen.

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