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Sacharow-Preis 2016: Die Nominierungen stehen fest

Der türkische Journalist Can Dündar, der langjährige Anführer der Krimtataren Mustafa Dschemilew, die jesidischen Menschenrechtsaktivistinnen Nadia Murad Basee und Lamiya Aji Bashar, die aus der Gefangenschaft des IS entkommen konnten sowie der uigurische Wirtschaftswissenschaftler Ilham Tohti sind die Nominierten für den Sacharow-Preis für geistige Freiheit 2016. Der Preis wird vom Parlament jedes Jahr vergeben, um Menschenrechtsaktivisten zu ehren. Der Preisträger wird im Oktober verkündet.

Nominierungen für den Sacharow-Preis 2016

Can Dündar
Der ehemalige Chefredakteur der türkischen Tageszeitung Cumhuriyet, Can Dündar, wurde im November 2015 festgenommen. Seine Zeitung hatte berichtet, der türkische Geheimdienst schmuggle Waffen an Rebellen in Syrien. Er wurde wegen des „Verrats von Staatsgeheimnissen“ zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt, legte gegen das Urteil jedoch Berufung ein. Can Dündar hat einen Mordanschlag überlebt und lebt im Exil. Er ist ein Symbol für die Verfechter der Gedanken- und Meinungsfreiheit in der Türkei.
Dündar ist von den Fraktionen Grüne/EFA, EFDD und GUE/NGL nominiert worden.

Mustafa Dschemilew
Mustafa Dschemilew, ehemaliger Vorsitzender des Medschlis der Krimtataren, ehemaliger sowjetischer Dissident und Abgeordneter im ukrainischen Parlament engagiert sich seit über einem halben Jahrzehnt für Menschen- und Minderheitenrechte. Als er sechs Monate alt war, wurde er zusammen mit seiner Familie wie alle auf der Krim lebenden Krimtataren nach Zentralasien deportiert. Erst 45 Jahre später konnte er zurückkehren. Nun, nach der Annexion durch Russland, wird dem Menschenrechtsaktivisten die Einreise auf die Krim wieder verwehrt.
Die Nominierung erfolgte durch die EVP- und EKR-Fraktionen.

Nadia Murad Basee und Lamiya Aji Bashar
Die beiden Menschenrechtsaktivistinnen Nadia Murad Basee und Lamiya Aji Bashar engagieren sich für die jesidische Gemeinschaft und machen auf das Schicksal der Frauen aufmerksam, die Opfer der sexuellen Versklavung durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ geworden sind. Beide stammen aus dem Dorf Kocho, einem der Dörfer nahe Sindschar (Irak), wo der IS im Sommer 2014 ein Massaker verübt hatte. Sie sind zwei von tausenden jesidischen Frauen, die vom IS verschleppt und sexuell versklavt worden sind. Sie konnten aus der Gefangenschaft entkommen. Nadia Murad engagiert sich zudem für die Anerkennung des Völkermords an den Jesiden.
Nadia Murad Basee und Lamiya Aji Bashar sind von der S&D-Fraktion nominiert worden. Nadia Murad Basee ist auch separat von der ALDE-Fraktion nominiert worden.

Ilham Tohti
Der Menschenrechtsaktivist und Vertreter der muslimischen Minderheit der Uiguren in der Volksrepublik China Ilham Tohti befindet sich in lebenslanger Haft. Er war wegen „Separatismus“ zu dieser lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden, nachdem er die Webseite „Uyghur Online“, die die Verständigung zwischen Uiguren und Han-Chinesen fördern sollte, mitbegründet hatte.
Ilham Tohti ist von dem EU-Abgeordneten Ilhan Kyuchyuk und weiteren 42 Abgeordneten nominiert worden.

Die Wahl des Preisträgers 2016
Die Nominierten werden am Donnerstag, den 6. Oktober (8.30 bis 10 Uhr) in einer gemeinsamen Sitzung des Außenausschusses, des Entwicklungsausschusses und des Unterausschusses für Menschenrechte vorgestellt werden. Die Abstimmung über die Shortlist der drei Finalisten findet im Rahmen einer gemeinsamen Sitzung des Außenausschusses und des Entwicklungsausschusses am 11. Oktober statt. Die Konferenz der Präsidenten wird den/die Sacharow-Preisträger 2016 am 27. Oktober bekannt geben.
Mehr zum Sacharow-Preis und zur Nominierung

Das Europäische Parlament vergibt seit 1988 den Sacharow-Preis. Mit dem Preis werden Menschen oder Organisationen ausgezeichnet, die sich für Menschenrechte und Grundfreiheiten einsetzen. Der Preisträger des vergangenen Jahres ist Raif Badawi.

Kandidaten für den Sacharow-Preis können von Fraktionen oder einer Gruppe von mindestens 40 EU-Abgeordneten vorgeschlagen werden. Die Ausschüsse für Auswärtige Angelegenheiten und Entwicklung wählen danach drei Finalisten aus. Die Entscheidung über den oder die Preisträger/in liegt schließlich bei der Konferenz der Präsidenten des Europäischen Parlaments, die sich aus dem Parlamentspräsidenten und den Fraktionsvorsitzenden zusammensetzt.

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